Im Sommer 2014 wurde die ARD-Reportage „Exclusiv im Ersten – Deutschlands Ferkelfabriken“ ausgestrahlt. Darin zu sehen waren erschreckende Aufnahmen der Tierzucht Gut Losten GmbH & Co. KG – eine der größten Schweinezuchtbetriebe in M-V. Die Tierschutzorganisation „Animal Rights Watch“ hatte dokumentiert, auf welche Weise beim täglichen Kontrollgang angeblich nicht überlebensfähige Ferkel aussortiert und vor Ort erschlagen werden. Der Bericht führte zu staatsanwaltlichen Ermittlungen. Doch ein öffentliches Ergebnis der Untersuchungen liegt bis heute nicht vor. Wir wollten wissen: wie sieht heute der Umgang mit Ferkeln in den Schweineställen in der Praxis aus?
Diese und viele andere Fragen bewegten den grünen Fraktionsvorsitzenden, Jürgen Suhr, dazu, sich am 13. Januar 2016 in der Lostener Schweinezuchtanlage ein eigenes Bild von den Produktionsbedingungen zu verschaffen. Der Geschäftsführer und der Gesellschafter der Tierzucht Gut Losten GmbH & Co. KG erklärten sich bereit, ihre Anlage vorzustellen und Auskunft zu geben. In ihren Ställen befinden sich 5.800 Sauen und bis zu 30.000 Mastschweine. Pro Jahr werden 60.000 Ferkel aufgezogen.
Bei der Begehung zeigten sich die üblichen Probleme der Massentierhaltung. Obwohl die Tierställe unerwartet sauber und die gezeigten Tiere kaum verletzt waren, ist die Haltung der Schweine nicht tiergerecht. Die hochträchtigen Sauen stehen oder liegen auf Betonspaltenböden. Kein Stroh weit und breit. Auch die säugenden Sauen klemmen in engen Kastenständen fest, können sich kaum bewegen. Tierwohl sieht anders aus.
Dann die Futtergewinnung. Obwohl der Betrieb 1.050 Hektar eigenes Acker- und Grünland bewirtschaftet, erzeugt er das Tierfutter nicht selbst. Der Betrieb eines eigenen Futterwerkes sei zu teuer. Das Futter wird günstiger hinzugekauft, teils auch gentechnisch verändertes und mit Glyphosat gespritztes Soja aus Übersee.
Ein weiteres Problem ist die Gülle. 120.000 Kubikmeter Gülle fallen Jahr für Jahr an. Umgerechnet entspricht dies einem aus Kesselwagen bestehenden Güterzug von weit über 20 Kilometern Länge. Auf den betriebseigenen Flächen kann nur ein Drittel der anfallenden Gülle ausgebracht werden. Deshalb verfügt die Anlage über einen gewaltigen Gülle-See. Hier wird die Gülle zwischengelagert, die anschließend in die unternehmenseigene Biogasanlage kommt. Seit Jahrzehnten ist das Grundwasser unter Losten und Umgebung nitratbelastet. Im Jahr 2013 wurden 268 Milligramm Nitrat pro Liter gemessen – der damals zweithöchste Wert in Deutschland. Aktuell sind die Messwerte niedriger, aber noch immer weit über dem Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat pro Liter.
Auf die Frage, wie es sich mit den Ferkeltötungen verhält, antwortet der Geschäftsführer, dass die staatsanwaltlichen Ermittlungen gegen ihn voraussichtlich eingestellt werden. Ferkel werden immer noch getötet, aber – wie auch angeblich früher schon – nur die Nichtüberlebensfähigen. Man habe verschiedene Methoden probiert, doch der betäubende Schlag des Kopfes auf eine Platte und der anschließende Herzstich wären die geeignetsten Mittel. Hier bewegt sich der Betrieb im gesetzlichen Rahmen. Die Bitte von Jürgen Suhr, einen Blick ins Kadaverhaus der Anlage werfen zu dürfen, wurde verwehrt. So viel Transparenz war dann doch zu viel an diesem Tag.
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