Die tierschutzpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Mecklenburg-Vorpommern, Jutta Gerkan, und der Verein PROHVIEH widersprechen der LMS Agrarberatung GmbH und dem Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern, die in großen und neuen Tierställen einen Beitrag zu mehr Tierwohl in der Nutztierhaltung sehen.
Jutta Gerkan:
„In Mecklenburg-Vorpommern leben über zwölf Millionen Nutztiere in rund 600 Tierställen, die so groß sind, dass sie nur mit einer Umweltverträglichkeitsprüfung genehmigt werden können. In diesen Anlagen ist viel zu wenig Platz, um den Tieren ein tiergemäßes Leben zu ermöglichen. Es dominieren Spaltenfußböden und es gibt Kastenstände, in denen die Schweine fixiert werden. Milchrinder können zu einem großen Teil nicht auf die Weide. Hühner sitzen dicht gedrängt zu Tausenden in Bodenhaltung, ohne jemals wirklich ans Licht zu kommen und in der Erde scharren zu können. Diese Anlagen sind auch als Neubau kein Beitrag zu mehr Tierwohl.
Was wir brauchen, sind kleinere Einheiten mit mehr Platz für die Tiere, mit Freilandhaltung, mit Möglichkeiten für die Schweine zu wühlen, für die Weidehaltung von Rindern und beweglichen, sogenannten Mobil-Hühnerställen.
Es ist ein Märchen, dass wir diese Millionen Tiere in Mecklenburg-Vorpommern in Großställen halten müssen, um die Welt zu ernähren. Schweinezüchter, wie Straathof und andere, treten nicht als Entwicklungshelfer an, sondern sie wollen viel Geld verdienen. Und diese Massenproduktion läuft zulasten der Tiere, die sich derzeit den ökonomischen Überlegungen der Landwirte anpassen müssen. Dies führt zu vielfachem Leid und bedeutet wiederholte Verletzung des Tierschutzrechtes. Andersherum wird aber ein Schuh daraus. Wir müssen zu einer Nutztierhaltung kommen, die die Bedürfnisse der Tiere ernst nimmt und die entsprechenden Bedingungen schafft.“
Die Tierschutzorganisation PROVIEH verweist auf aktuelle Großvorhaben in Mecklenburg-Vorpommern. Stefanie Pöpken, Fachreferentin für Rinder:
„In Großställen, wie in der geplanten Milchviehanlage bei Keez, werden die Tiere nicht tiergemäß gehalten. So ist für die 3000 Milchkühe keine Weidehaltung vorgesehen. Auch ist zweifelhaft, wie 600 Kälber und Jungrinder nur von einer Handvoll MitarbeiterInnen fachgerecht betreut werden sollen. Bei Großprojekten wie dieser Milchviehanlage geht es nicht um Landwirtschaft mit Herz und Verstand, es geht allein darum, in Masse und mit großem Gewinn zu produzieren. Das schaffen derartige Agrarfabriken nur mit enorm großen Tierbeständen und einer intensiven Ausbeutung der Tiere. Jeder dieser Großställe bedeutet, dass kleinere und mittelständische Unternehmen ihre Existenz verlieren. Eine solche Entwicklung muss dringend gestoppt werden. Anderenfalls werden sich die ländlichen Räume Mecklenburg-Vorpommern weiter leeren.“
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