Wir stellen hier die üblichen Behauptungen der Agrarlobby vor und entlarven sie als Fehlinformationen.
Unser Dank gilt dem PROVIEH – Verein gegen tierquälerische Massentierhaltung e.V. sowie der Albert Schweitzer Stiftung, deren Material wir verwenden dürfen.
„Bauern sind um das Tierwohl besorgt und benutzen schon aus eigenem Interesse nur tierfreundliche Stallsysteme; denn nur so fühlen sich die Tiere gut und produzieren gewinnbringend.“
Echte Bauern meist schon, nicht so die industriellen Nutztierhalter: Sie sperren zehntausende Tiere aus reinem Gewinnstreben in wenig arbeitsintensive industrielle Massentierhaltungsanlagen – z.B. Legehennen in Käfige oder Schweine auf kahle Vollspaltenböden ohne Beschäftigungsmaterial. Ohne Betäubung kupieren sie den Ferkeln die Schwänze, schleifen die Zähne und schneiden die Hoden ab. Die Begründung für diese Tierquälerei lautet „damit sich die Schweine nicht gegenseitig verletzen“. Bei artgerechter Tierhaltung mit geringeren Besatzdichten, genug Auslauf (auch nach draußen), Einstreu und Beschäftigungsmaterial würden die modernen Tierhaltungsprobleme wie Schwanzbeißen, Federpicken, Kannibalismus etc. von alleine verschwinden, das ist wissenschaftlich erwiesen. Aber es kostet eben mehr.
„Die Verbraucher wollen es so.“
Dass es soweit kommen konnte, erklären die Professoren mit dem psychologischen Phänomen der pluralistischen Ignoranz: Verbraucher und sogar Landwirte missbilligen prinzipiell die Zustände in der Tierhaltung, beruhigen sich jedoch damit, dass niemand etwas unternimmt, weshalb es ja doch nicht so schlimm sein kann. Und wenn es doch schlimm wäre, würde ja die Regierung etwas unternehmen. Dieses Nichtstun wird wiederum von Politikern und Unternehmen so gedeutet, dass die Konsumenten mit den gängigen Praktiken einverstanden sind, wodurch sich der Kreis wieder schließt: Alle Beteiligten denken, dass alles in Ordnung wäre, weil niemand etwas unternimmt.
„Der Tierschutz in Deutschland wird sehr streng gehandhabt.“
FALSCH. Zum einen haben das Tierschutzgesetz und die entsprechenden Verordnungen erhebliche Mängel, zum anderen brechen die Massentierhalter regelmäßig (und ungestraft) einzelne Gesetze wie z.B. das Verbot der routinemäßigen Amputationen, die ohne Betäubung durchgeführt werden.
„Für Landwirte ist praktizierter Tierschutz ein elementarer Bestandteil der Nutztierhaltung. Tiere werden als Mitgeschöpfe betrachtet.“
FALSCH. In der industrialisierten Nutztierhaltung geht es um die kostenoptimierte Fleischproduktion mit dem Ziel, die Tiere unabhängig von ihrem Wohlbefinden möglichst schnell und ohne hohe Verlustraten bis zum Schlachtgewicht zu mästen. Nur mit viel Fantasie kann man es als »Tierschutz« bezeichnen, wenn man dafür sorgt, dass bis zur Schlachtreife möglichst wenige Tiere sterben. Tierschutz hört für die industriellen Tierhalter meistens dort auf, wo Mehrkosten keine mindestens ebenso großen Mehreinnahmen gegenüberstehen.
„Die Haltungsbedingungen für die einzelnen Tiere haben sich durch den technischen Fortschritt und neue wissenschaftliche Erkenntnisse ständig verbessert.“
Technischer Fortschritt und wissenschaftliche Erkenntnisse werden vor allem genutzt, um die Kosten zu senken. Verschlechtert hat sich z.B. die Haltung von Masthühnern, denen jetzt noch weniger Platz zur Verfügung gestellt wird als früher. Nennenswerte Verbesserungen (praktisch nur bei den Legehennen zu erkennen) kommen vor allem durch den Druck von Tierschützern bzw. Verbrauchern zustande. Außerdem verschweigen die Fleischerzeuger, dass die Überzüchtung der Tiere in den letzten Jahrzehnten immer weiter fortgeschritten ist und nach ihrem Willen auch noch weiter fortschreiten soll. Wenn das Qualzuchtverbot im Tierschutzgesetz nicht so schwammig formuliert wäre, müssten die meisten gängigen Zuchtlinien verboten werden. Siehe insbesondere Puten und Masthühner.
„Mit alternativen Haltungssystemen können nicht genug Lebensmittel erzeugt werden.“
Wenn es um das Thema Hunger geht, hört man immer wieder das Argument, dass auf der Welt zu viele Menschen leben. Dies trifft aber nicht den Kern des Problems, denn theoretisch könnten weltweit genügend Lebensmittel produziert werden. Doch fast ein Drittel des weltweit angebauten Getreides und 80 Prozent der weltweiten Sojaernte werden verwendet, um Tiere, die später auf unseren Tellern landen, zu mästen. Durch die Massentierhaltung in Deutschland werden unglaubliche Mengen pflanzlicher Nahrungsmittel aus der 3. Welt als Viehfutter importiert. Aus 10 Pflanzenkalorien wird dann 1 tierische Kalorie produziert. Ohne Massentierhaltung, und im Falle einer Einschränkung des Fleischverzehrs, könnten wesentlich mehr Menschen auf der Welt satt werden. Dann hätten auch alternative Haltungssysteme eine Chance, mit denen Klasse statt Masse produziert werden kann.
„Tierschutzaktivisten picken sich einige wenige schwarze Schafe heraus, um die öffentliche Meinung zu manipulieren.“
Erst diese Praktiken hätten angeblich die Unternehmen zu hermetischer Abriegelung und Intransparenz getrieben, sodass die modernen Massentierhaltungsanlagen eher Festungen als Stallungen gleichen. – WAHR IST, dass die Praktiken in der so genannten „Intensiv-Tierhaltung“ (wie die Agrarindustrie sie euphemistisch nennt) so furchtbar sind, dass man die schwarzen Schafe gar nicht braucht, um den Verbraucherinnen und Verbrauchern klar zu machen, wie grausam und unmenschlich dort mit den Tieren umgegangen wird. Kein Wunder also: Die Mauern werden immer höher, je leichter die Konsumenten über die wahren Zustände durch moderne Kommunikationsmittel informiert werden können.
„Die Fleischproduzenten unterliegen strengen und häufigen Kontrollen.“
FALSCH. Veterinärämter und das selbst geschaffene QS-System kontrollieren nur etwa ein Drittel aller Betriebe pro Jahr. Im Umkehrschluss heißt das, dass die einzelnen Betriebe im Schnitt nur ca. alle drei Jahre kontrolliert werden – und das auch noch in aller Regel vorangekündigt.