Die Versorgung mit günstigen Grundnahrungsmitteln war insbesondere nach den Mangelerfahrungen als Folge der beiden Weltkriege in Europa ein zentrales agrarpolitisches Ziel. Auch Fleisch sollte für Jedermann verfügbar sein. Diese günstigen Preise waren nur durch eine enorme Steigerung der Produktionsmengen bei gleichzeitiger Steigerung der Produktivität unter Nutzung des agrartechnischen Fortschritts und bei Abbau von Arbeitskräften möglich. Durch die hohen Produktionsmengen und den Vorteilen von großen Betrieben, konnten die Kosten für den Erzeuger und die Preise für den Verbraucher gesenkt werden. Dadurch war der tägliche Fleischverbrauch in den reichen Ländern möglich. Auch konnten Milch und Eier jetzt täglich gegessen werden. Bei unseren Urgroßeltern war das noch anders. Bei ihnen kam Fleisch meist nur einmal wöchentlich, und zwar in Form des Sonntagsbratens auf den Tisch. 1950 war der Verbrauch an Fleisch mit 37 kg pro Kopf und Jahr relativ gering. Er ist im Laufe der Jahre rasant gestiegen. Schon 1980 hatte er sich im Vergleich zu 1950 fast verdoppelt. 2013 betrug der Pro Kopf-Verbrauch von Fleisch in Deutschland 88,2 Kilogramm pro Jahr. Hinter dieser Zahl stehen insgesamt 7,12 Millionen Tonnen Fleisch. Der weltweite Pro-Kopf-Verbrauch liegt übrigens bei 42,9 Kilogramm pro Kopf und Jahr. Deutschland liegt also deutlich über dem Durchschnitt. Spitzenreiter im heutigen Pro-Kopf-Fleischverbrauch sind übrigens die USA mit 120 Kilogramm pro Jahr. Am Ende der Liste steht Bangladesh, wo nur 4 Kilogramm Fleisch pro Person und Jahr verbraucht werden.
Weil wir Menschen in den reichen Industriestaaten jeden Tag Fleisch essen wollen und Fleisch durch Konservierungsmethoden auch überall erhältlich ist, unterliegt es einem enormen Wettbewerb um den günstigsten Preis. Diesen Wettbewerb machen wir Menschen erst möglich, denn wir Konsumenten sind es, die mehrheitlich immer nach dem Billigsten schauen. Landwirte, die ihre Tiere artgerecht halten, die auf einheimisches tiergerechtes Futter ohne Chemie und Antibiotika achten, können in diesem Preiskampf nur schwer überleben. Sie müssen für ihren erhöhten Aufwand deutlich höhere Preise erzielen, als ihre Konkurrenten aus der Massenproduktion. Deren Großbetriebe dürfen nämlich tausende Tiere auf engstem Raum halten. Ihre Ställe besitzen im Fall der Schweinehaltung Spaltenfußböden aus Beton. Die Exkremente der Tiere sickern in große Lagertanks. Aufwändige Strohwirtschaft, die den für den Acker gut verwendbaren Festmist hervorbringt, findet in diesen Betrieben nicht mehr statt. Vollautomatische Fütterungstechnik ersetzt die Menschen. Arbeitsplätze werden abgebaut.
Inzwischen führen die sich ändernden Ernährungsgewohnheiten von Menschen in Ländern, in denen bisher vergleichsweise wenig Fleisch konsumiert wurde, zu einem neuen Entwicklungsschub bei der Massentierhaltung. 160.000 Tonnen Fleisch exportiert allein Deutschland jedes Jahr nach China. Angesichts der allein insgesamt 50 Millionen Tonnen Schweinefleisch, die in China pro Jahr verzehrt werden, wirkt das verschwindend gering. Doch führt der steigende Fleischkonsum in Ländern wie China und Indien dazu, dass auch hierzulande wieder vermehrt auf Massenproduktion gesetzt wird. Fakt ist also, dass eine der entscheidenden Ursachen für die Massentierhaltung der Appetit der Menschen auf Fleisch ist, das sie sich aufgrund besserer Einkommensverhältnisse auch weltweit zunehmend leisten können.